Fermentation ist ein entscheidender Schritt im Brotbackprozess, der die Entwicklung von Geschmack, Textur und Struktur des Brotes beeinflusst. Es handelt sich um einen natürlichen biochemischen Prozess, bei dem Mikroorganismen wie Hefe und Milchsäurebakterien im Teig arbeiten, um Zucker in Alkohol und Kohlendioxid umzuwandeln. Fermentation ist somit eine Kunst, die Geduld, Aufmerksamkeit und Verständnis erfordert.
Die Rolle der Mikroorganismen
Beim Brotbacken spielen zwei Haupttypen von Mikroorganismen eine Schlüsselrolle (vereinfachte Darstellung): Hefe und Milchsäurebakterien. Die Hefe (Saccharomyces cerevisiae) verstoffwechselt Zucker zu Alkohol und Kohlendioxid. Das produzierte Kohlendioxid bildet Blasen im Teig, die ihn „aufgehen“ lassen. Milchsäurebakterien, wie Lactobacillus, erzeugen Milchsäure, die dem Brot einen charakteristischen Geschmack verleihen.
Entwicklung von Aroma und Geschmack
Während der Gärung entstehen eine Vielzahl von Aromen, die dem Brot seinen einzigartigen Geschmack verleihen. Diese Aromen werden durch komplexe biochemische Reaktionen erzeugt, wenn die Mikroorganismen Zucker und andere Nährstoffe im Teig abbauen. Ein gut fermentierter Teig entwickelt daher ein reiches, komplexes Aroma mit subtilen Nuancen.
Textur und Struktur des Brotes
Die Produktion von Kohlendioxid während der Fermentation führt zur Bildung von Gasbläschen im Teig, die das Brot aufgehen lassen. Dies verleiht dem Brot eine luftige, leichte Textur und eine gleichmäßige Porung in der Krume. Die Fermentation trägt auch zur Entwicklung eines stabilen Gluten-Netzwerks bei, das dem Brot seine Struktur gibt und es während des Backens aufgehen lässt. (Die Säuren stärken unter anderem die Glutenstruktur.)
Kontrolle der Fermentation
Die Fermentation kann durch verschiedene Faktoren beeinflusst werden, darunter Temperatur, Feuchtigkeit, Zeit und die Zusammensetzung des Teigs. Eine längere Fermentation bei niedrigeren Temperaturen ermöglicht eine langsamere, schonendere Entwicklung von Aromen und eine bessere Glutenentwicklung. Ein warmer, weicherer Teig fördert hingegen eine schnellere Fermentation. Siehe auch Teigtemperatur (TT).
Die Bedeutung der richtigen Teigreife
Es ist wichtig, den Teig genau zu überwachen und die Fermentation rechtzeitig zu stoppen, um eine Übergare oder Untergare zu vermeiden. Eine Übergare kann zu einem sauren Geschmack und einem „breitgelaufenem“ Brot, mit fadem Geschmack führen, während eine Untergare zu einem kleinen Brot mit dichter Krume führen kann. Erfahrene Hobby-Bäckerinnen und -Bäcker können den optimalen Gärzeitpunkt anhand äußerer Merkmale wie Volumenvergrößerung, Textur und Geruch des Teigs sowie dem Fingerdrucktest bestimmen.