Selbst gemachtes Backmalz in einem Glas.
Mit einfacher Schritt-für-Schritt-Anleitung

Backmalz einfach erklärt – selber machen & Alternativen

Du willst wissen, was Backmalz ist, wie du es selber machen und ersetzen kannst? Ich zeige dir verständlich, worauf es ankommt, wann es deinem Brot Aroma und Kruste verleiht – und wann du besser darauf verzichtest. Alles aus meiner Backpraxis – mit Tipps, die wirklich helfen.
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Vorbereitungszeit20 Minuten
Gesamtzeit3 Tage

Inhalt

Was ist Backmalz?

Backmalz wird aus gekeimtem Getreide (z. B. Gerste, Weizen, Roggen) hergestellt, anschließend getrocknet, ggf. geröstet und fein vermahlen. Richtig ausgewählt und dosiert verbessert es Krume, Kruste und Aroma von Brot und Brötchen, besonders bei Weizen- und Dinkelteigen.

Wofür wird Backmalz verwendet?

Backmalz wird als Backmittel für Brot- und Brötchenteige verwendet, kurz gesagt für etwas mehr Trieb, Farbe und Geschmack. Je nach Sorte unterstützt es die Hefen, fördert die Bräunung und gibt eine feine malzige Note.

verschiedene Sorten Backmalz

Was bewirkt Backmalz im Brotteig?

  • Hefenahrung: Während der Teigruhe stehen mehr leicht verfügbare Zucker bereit → besserer Ofentrieb.
  • Bräunung & Aroma: Die Kruste karamellisiert schöner und zarte Malzaromen entstehen.
  • Teigbeschaffenheit: Weizen- und Dinkelteige wirken oft geschmeidiger und der Teig hat mehr Volumen, weil die Hefe durch zusätzlich entstehende Zucker besser arbeitet. Das Malz macht den Teig aber nicht elastischer im Sinne eines stärkeren Glutennetzwerks; zu viel schwächt die eher Struktur!

Welche Sorten Backmalz gibt es?

Es gibt zwei Grundtypen (jeweils hell bis dunkel und als Pulver oder Sirup). Enzymaktives (diastatisches) Backmalz spaltet Stärke zu Zucker und füttert damit die Hefe, gut für kurze Führungen. Inaktives (nicht diastatisches) Backmalz bringt vor allem Farbe und Malzaroma und passt ideal zu langen Gehzeiten.

Enzymaktives Backmalz – sorgt für mehr Triebkraft

  • Wirkung: Enthält aktive Enzyme (Amylasen) → Stärke wird zu Zucker abgebaut, die Hefe bekommt „Futter“.
  • Ideal für: Kurze bis mittlere Gehzeiten, vor allem Weizen oder Dinkel
  • Nicht geeignet für: Lange, kühle Teigführungen (Übernachtgare) – die Enzyme arbeiten zu lang → Krume kann speckig werden und der Teig Struktur verlieren.
  • Dosierung: 0,5–1 % der Mehlmenge → z. B. 2,5–5 g auf 500 g Mehl. Immer die Herstellerangaben beachten.
  • Wichtig: Bei Roggen nicht empfehlenswert – Roggen ist von Natur aus enzymreich.

Inaktives Backmalz – für Farbe & Aroma ohne Enzymwirkung

  • Wirkung: Keine Enzymaktivität. Bringt Farbe & Aroma, unterstützt die Bräunung.
  • Ideal für: Lange Gehzeiten (Nahrung für die Mikroorganismen), Sauerteigbrote, Roggen- & Mischbrote.
  • Dosierung: 1–2 % der Mehlmenge → z. B. 5–10 g auf 500 g Mehl
  • DIY-freundlich: Lässt sich zu Hause einfach selbst herstellen (Anleitung unten).

Die richtigen Zutaten auswählen

Um Backmalz selber zu machen, brauchst du Getreidekörner. Am besten keimfähiges Bio-Getreide, zum Beispiel Gerste, Weizen oder Roggen. Mit Roggen wird selbstgemachtes Backmalz meiner Erfahrung nach besonders aromatisch. Prinzipiell kannst du Backmalz aber aus jedem keimfähigen Getreide, auch Pseudogetreide selber machen.

  1. Keimen

    Getreide gründlich spülen, 12 Std. einweichen. Abgießen, erneut spülen, im Sieb abtropfen lassen und dunkel/zugedeckt stehen lassen.
    Alle 12 Std. spülen, bis kurze Keimspitzen zu sehen sind (meist 1–2 Tage). Wichtig: Nicht grün werden lassen – dann sind die Körner zu weit.

  2. Trocknen & Rösten (für inaktives Backmalz)

    Gekeimte Körner dünn aufs Blech.
    Trocknen: 60 °C Heißluft (oder 80 °C O/U) ca. 60 Min., Ofentür zwischendurch kurz öffnen.
    Rösten: Auf 150 °C Heißluft (170 °C O/U) erhöhen, 30–40 Min., bis goldbraun und malzig duftend. Körner müssen komplett trocken sein.

  3. Mahlen & Lagern

    Vollständig auskühlen lassen, fein mahlen. Trocken, kühl, lichtgeschützt lagern – am besten luftdicht im Glas.

5 Zubereitungstipps für perfektes Backmalz

1. Sauber & luftig arbeiten – Schimmel keine Chance geben
Das Keimgut vor jedem Schritt gründlich spülen, nie in stehender Nässe liegen lassen und in einem Sieb oder Sprossenglas mit guter Luftzufuhr keimen lassen. Nur locker abdecken (Tuch) und alle 8–12 Std. spülen. Riecht es muffig oder zeigen sich pelzige Beläge → sofort entsorgen und neu starten.

2. Den richtigen Keimzeitpunkt treffen
Stoppe den Keimvorgang, sobald die Keimspitze max. Kornlänge erreicht (meist nach 36–72 Std.). Zu kurz = wenig Malzzucker; zu lang = grasiger Beigeschmack und schwankende Enzymaktivität.

3. Dünn ausbreiten & richtig trocknen
Gekeimte Körner einlagig aufs Blech, zwischendurch wenden.
– Für inaktives Malz: erst bei 60 °C Umluft komplett trocknen, dann 30–40 Min. bei 150–170 °C rösten (Tür einen Spalt offen lassen).
– Für enzymaktives Malz: durchgängig 40–50 °C trocknen, nicht rösten (Enzyme würden deaktiviert).
Die Ofentür regelmäßig kurz öffnen, damit Feuchtigkeit entweichen kann.

4. Trockenheits-Check vor dem Mahlen
Körner müssen richtig trocken sein: Sie splittern unter Druck, fühlen sich hart an und klumpen beim Mahlen nicht. Ist noch Restfeuchte im Korn, unbedingt weiter trocknen, sonst verdirbt dein Malz im Glas schnell.

5. Aroma & Lagerung steuern
Heller geröstet = mildes Malzaroma, dunkler geröstet = kräftige Röstaromen und dunklere Krumenfarbe. Nach dem Abkühlen luftdicht, trocken, dunkel lagern und beschriften. Richtwerte für die Haltbarkeit: inaktives Malz 6–12 Monate, enzymaktives 3–6 Monate (Enzymaktivität nimmt mit der Zeit ab).

Sonja Bauer mit einer Schürze und beim Brot formen hinter einem Holztisch mit einer Backsteinmauer im Hintergrund.
Selbst gemachtes Backmalz in einem Glas.
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Backmalz selber machen Schritt-für-Schritt

Inaktives Backmalz ganz einfach selbst machen: dein Aromabooster für lange Teigführungen und aromatische Brote. Sorgt für schöne Bräunung, runde Malznoten und eine knackige Kruste.
Rezept von Sonja
Vorbereitung: 20 Minuten
Trocknen & Rösten: 1 Stunde 30 Minuten
Gesamtzeit: 3 Tage

Empfohlenes Zubehör

  • 1 Sprossenglas oder Sieb
  • 1 Geschirrtuch zum Abdecken
  • 1 Backblech (haushaltsüblich) + Backpapier
  • Getreide-/Kaffeemühle oder leistungsstarker Mixer
1 Blech / ca. 1 Glas Backmalz

Zutaten

  • 250 g keimfähiges Getreide - (z. B. Gerste, Weizen oder Roggen; am besten Bio)

Zubereitung 

Keimen (1–3 Tage)

  • Getreide im Sieb gründlich spülen. 12 Std. einweichen (mit Wasser bedeckt, dunkel/abgedeckt). Abgießen, erneut spülen und abtropfen lassen.
    Das Sieb in eine Schüssel hängen (kein Wasserbad), mit einem Tuch abdecken.
    Alle 12 Std. spülen & abtropfen. Keimen lassen, bis kleine Keimspitzen sichtbar sind (ca. 1–2 mm).
    Hygiene-Tipp: Alles sauber halten, lauwarm spülen, kein stehendes Wasser – so vermeidest du Schimmel. Riecht etwas muffig oder sauer, weg damit.
    250 g keimfähiges Getreide
    Eingeweichte Getreidekörner, um Backmalz selber zu machen.

Trocknen

  • Gekeimte Körner auf einem mit Backpapier belegten Backblech dünn verteilen.
    Bei 60 °C Heißluft (oder 80 °C Ober-/Unterhitze) etwa Minuten trocknen.
    Backofentür während des Trocknens zwischendurch kurz öffnen (Feuchtigkeit entweicht), Körner einmal wenden.

Rösten

  • Temperatur auf 150 °C Heißluft (170 °C Ober-Unterhitze) erhöhen und die Körner goldbraun rösten, bis sie malzig-süß duften.
    Je dunkler die Röstung, desto kräftiger Aroma & Farbe, aber nicht verbrennen lassen!
    Geröstete, gekeimte Getreidekörner auf einem Backblech.

Mahlen & lagern

  • Komplett abkühlen lassen. Fein mahlen (Mühle/Mixer).
    In ein trockenes, luftdichtes Gefäß füllen und kühl, dunkel lagern. Dann ist es ca. 6–12 Monate haltbar.
    Selbst gemachtes Backmalz in einem Glas.

Meine Tipps

Dosierung & Verwendung:
  • Dosierung: 1–2 % der Mehlmenge → 5–10 g auf 500 g Mehl.
  • Einsatz: Besonders gut für lange Teigführungen/Übernachtgare geeignet; für alle Brotsorten geeignet – bringt Farbe & Aroma, ohne Enzymaktivität.
 
Lust auf mehr? Hier folgen passende Rezeptideen & hilfreiche Tipps.

Backmalz ersetzen – so klappt dein Brot trotzdem

  1. Richtig wählen: Lange Gare/Sauerteig? → inaktiv. Kurze Gare (Weizen/Dinkel)? → sehr sparsam enzymaktiv.
  2. Fein dosieren: Enzymaktiv 0,5–1 %, inaktiv 1–2 % (je 500 g Mehl).
  3. Bräunung steuern: dunkler geröstetes (inaktives) Malz = kräftigeres Aroma + dunklere Krume.
  4. Roggen ausnehmen: bei hohem Roggenanteil kein enzymaktives Malz.
  5. Reife schlägt Zusatz: Ein gut geführter Teig (Zeit, Temperatur, Dampf) bringt oft mehr als jedes Add-on.
  • Honig oder Rübensirup: Gute Alternative zu inaktivem Malz in gleicher Dosierung (1–2 % = 5–10 g auf 500 g Mehl). Fördern Bräunung & Aroma, sind aber enzymfrei.
  • Zucker/Malzextraktsirup: Unterstützen Farbe/Trieb, wirken nicht wie enzymaktives Malz.
  • Ganz ohne Backmalz: Geht immer. Dann Gehzeit gut ausreizen, Ofen mit Backstahl stahl gut vorheizen, kräftig schwaden und kräftig ausbacken.
Gekeimtes Getreide für selbstgemachtes Backmalz.

Häufige Fragen zu Backmalz beim Brotbacken

Kann ich Backmalz in jedem Rezept verwenden?

Grundsätzlich ja – aber passend auswählen: enzymaktiv nur bei kurzen Garen und nicht bei Roggen. Inaktives Malz passt fast immer.

Welches Mehl passt zu Backmalz?

Vor allem Weizen und Dinkel. Bei Roggen nutze ich inaktives Backmalz (für Farbe und Aroma), enzymaktives ist hier überflüssig und sogar kontraproduktiv.

Wie dosiere ich Backmalz?

Enzymaktiv 0,5–1 %, inaktiv 1–2 % der Mehlmenge, bei gekauftem Mal immer die Packungsempfehlung beachten.

Wie lange ist Backmalz haltbar

Pulver trocken, kühl, dunkel lagern. Inaktiv: ca. 6–12 Monate, enzymaktiv: eher 3–6 Monate (Aktivität nimmt mit der Zeit ab).

Kann ich inaktives Backmalz selbst herstellen?

Ja, und das geht zu Hause sogar richtig gut. Keimfähiges Getreide 1–3 Tage keimen lassen, dann bei 60 °C trocknen, bei 150–170 °C rösten (Enzyme deaktivieren), fein mahlen und trocken lagern.
Dosierung: 1–2 % der Mehlmenge (5–10 g auf 500 g Mehl); enzymaktives Malz besser fertig kaufen.

Kann ich enzymaktives Backmalz selbst herstellen?

Prinzipiell ist das zwar möglich, aber zu Hause schwer planbar (Temperaturfenster für die Enzyme ist eng). Kaufe enzymaktives Malz besser fertig und dosiere sehr sparsam.

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Hi, ich bin Sonja

Hier gibt’s gutes Brot, süße Ideen und Rezepte mit Gelinggarantie.
Backen soll Spaß machen und gelingen! Deshalb findest du bei mir erprobte Brote, Brötchen, Kuchen und Süßes mit klaren Anleitungen und vielen Tipps. Schön, dass du da bist!

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30 Gedanken zu „Backmalz einfach erklärt – selber machen & Alternativen“

  1. Littlejohnssewingmom

    Hallo, kann ich das auch aus glutenfreie Getreide (Hirse, Buchweizen oder Quinoa) machen? Seitdem ich auf Gluten verzichten muss hadere ich mit dem Brot.

    Viele Gr

    1. Theoretisch ja. Manchmal keimen Dinkelkörner etwas schlechter, aber einen Versuch ist es Wert. Ich drück dir die Daumen… LG Sonja

  2. Hallo Sonja,
    die Körner rösten gerade im Ofen. Meine Frage – kann ich ca. 5g von dem Backmalz zu jedem Brot/Brötchen Rezept dazu nehmen, oder gibt es bestimmte Voraussetzungen für die Zugabe von Backmalz. Bin gespannt, wie die ersten Brötchen mit dem Malz werden! Habe schon viele Rezepte von dir ausprobiert und alles hat prima funktioniert, hatten zwar nicht immer die schöne Optik von deinem Gebäck, aber ich kann, wegen Unverträglichkeit von Weizen, nur mit Dinkel,Emmer & Co. backen und darum leidet manchmal die Optik. Vielen Dank für diesen schönen Blog – mach weiter so! Liebe Grüsse Karin

    1. Liebe Karin, ja das selbstgemachte Backmalz kannst du problemlos zugeben. Nur bei gekauftem AKTIVEM Backmalz geht das nicht so einfach beizumischen. Vielen Dank für dein Lob und fürs Nachbacken. <3 Herzliche Grüße, Sonja

  3. Hallo Sonja,

    ich habe heute das Backmalz fertig gemacht. Wow, was für ein Aroma. Bin gespannt auf die Backergebnisse, wenn ich es verwende.
    Danke, dass du uns an deinem Wissen teilhaben lässt 😍.

    Liebe Grüße
    Gabi

  4. Wie cool ist das bitte? Ich hatte mich schon damit abgefunden, Backmalz für immer durch Honig zu ersetzen – gerade hab ich mein erstes selbst gemachtes Backmalz gemahlen und ich freu mich schon aufs Backen – vielen Dank dafür!

    1. Hallo,
      ich nehme davon dann in der Regel eine ähnliche Menge wie flüssiges Malz. Meist ca. 10 g Malz auf 500 g Mehl – also 2% bezogen auf die Mehlmenge.
      Im Prinzip kann es nicht überdosiert werden, anders als beim aktiven Malz.

      Viele Grüße,
      Sonja

  5. Hallo. Hab alles soweit gut hinbekommen Allerdings habe ich ein Problem mit dem Mahlen. Die Körner sind so hart, dass nur ca die Hälfte gemahlen wird und der Rest bleibt wie kleine Steinchen. Was habe ich falsch gemacht. Habs im Mixer versucht und in der Mühle. Vielen Dank.

    1. In der Mühle hat es auch nicht geklappt? Hast du eventuell einen Fleischwolf?
      Ich hab alle in den Mixer geschmissen, der ist allerdings sehr leistungsstark. Eventuell das nächste vorher schon im Mixer leicht zerkleinern, bevor die Körner in den Ofen kommen.
      Viele Grüße,
      Sonja

    1. Hallo,

      ich würde das Rösten persönlich lieber nicht weglassen. Es muss ja nicht so doll geröstet werden.
      Aber erstens für das Aroma wichtig und zweitens hätte ich Bedenken, dass es zu Schimmelbildung kommt während des Trocknens, es sei denn du hast einen Dörrautomat.

      Viele Grüße,
      Sonja

  6. 5 Sterne
    Hallo Sonja,
    ich hätte eine Frage zum aktiven Backmalz, das ich als Pulver zu Hause habe. Wäre es möglich das Pulver in der Pfanne oder im Ofen über 80 Grad zu erhitzen um es inaktiv zu machen? Ich habe für das aktive kaum Verwendung.
    LG Heike

    1. Liebe Heike,

      ja das kannst du machen. Ich würde es auf ein Blech verteilen und nach einem Backvorgang in den Ofen schieben und auf Sicht leicht rösten, dann hast du gleich noch etwas Aroma. In der Pfanne verbrennt es sicher sehr schnell.

      Viele Grüße,
      Sonja

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