Sauerteig auffrischen, auch bekannt als „Füttern“, ist ein wesentlicher Schritt im Pflegeprozess eines Sauerteigs, sei es zum Backen oder zur regelmäßigen Pflege des Anstellguts (ASG). Eine aktive und gesunde Sauerteigkultur benötigt regelmäßige Auffrischungen, um die Mikroorganismen mit frischen Nährstoffen in Form von Mehl und Wasser zu versorgen. Dadurch wird die Fähigkeit der Kultur aufrechterhalten, den Teig zu lockern und ein schmackhaftes, gut aufgegangenes Brot zu erzeugen.
Die Mikroflora des Sauerteigs, d. h. die Gemeinschaft von Mikroorganismen, die in der Kultur leben, wird stark durch die im Mehl vorhandenen Mikroorganismen und Enzyme beeinflusst. Daher ist die Wahl des Mehls für die Auffrischung von entscheidender Bedeutung. Es gibt zahlreiche Methoden zur Auffrischung von Sauerteigen, und die genaue Methode kann die Eigenschaften des Sauerteigs, wie Aroma und Triebkraft, erheblich beeinflussen.
Folgende Faktoren beeinflussen die Eigenschaften eines Sauerteigs
- Verwendete Mehlsorte: Jedes Getreide bringt seine eigene Mikroflora mit sich. Aber nicht nur die Getreidesorte, sondern auch der Ausmahlungsgrad hat Einfluss auf den Charakter des Sauerteigs. Helle Mehlsorten fördern mildere Sauerteige und umgekehrt.
- Wassergehalt: Das verwendete Wasser sollte etwa 40 °C warm sein, damit der Sauerteig von Beginn an eine gute Reifetemperatur hat. Je mehr Wasser ein Sauerteig enthält, umso schneller und tendenziell milder reift dieser.
- Temperatur: Wärmere Temperaturen führen zu milderen Sauerteigen. Sie reduzieren die Vermehrung von essigsäureproduzierenden Mikroorganismen und fördern zugleich die Vermehrung von Milchsäurebakterien sowie der deutlich triebstärkeren Sauerteighefen.
- Reifezeit: Ein Sauerteig, der bei warmen Temperaturen (26–28 °C) in relativ kurzer Zeit reift, neigt dazu, deutlich milder zu schmecken.
- Menge Anstellguts im Verhältnis zu Mehl und Wasser: Ein Sauerteig, der mit einer hohen Anstellgutmenge im Verhältnis zu Mehl und Wasser gefüttert wird (z. B. 1:1:1) und in relativ kurzer Zeit reift, neigt dazu, deutlich milder zu schmecken.
- Qualität des hinzugefügten Anstellguts: Je höher die Menge des Anstellguts im Verhältnis zu Mehl und Wasser in einem Sauerteig ist, desto schneller reift dieser. Meist wird ein Sauerteig dadurch recht mild, weil die Reifezeit entsprechend kurz ist.
- Häufigkeit der Auffrischung: Je häufiger ein Anstellgut aufgefrischt wird, desto aktiver ist es und desto besser und schneller kann es einen Brotteig fermentieren.
Merke: Für optimale Aktivität beim Backen sollte das Anstellgut vor der Verwendung aufgefrischt werden. Im Allgemeinen wird das Anstellgut nach der Auffrischung und vor der nächsten Auffrischung im Kühlschrank gelagert.
Für ein mildes und sehr aktives Anstellgut, das eine hohe Triebkraft aufweist, wird eine Auffrischungsfrequenz von zweimal pro Woche empfohlen. Ein Sauerteig kann jedoch im Kühlschrank auch für einen längeren Zeitraum ohne Auffrischung überleben.
Sauerteig auffrischen – Schritt-für-Schritt-Anleitung
Ein aktiver und vitaler Sauerteig ist das Herzstück vieler Brotrezepte. Das Auffrischen (auch „Füttern“ genannt) hält ihn lebendig und gibt ihm die Kraft, Teige zu lockern und Brote zu heben. Hier eine einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie Sie Ihren Sauerteig auffrischen können:
So einfach frischst du deinen Sauerteig auf:
- Sauerteig bereithalten:
Stellen Sie sicher, dass Ihr Sauerteig auf Zimmertemperatur ist, wenn Sie ihn aus dem Kühlschrank genommen haben. Er sollte mindestens einige Stunden vorher aus dem Kühlschrank geholt worden sein.
- Vorbereitung:
Wiege das Sauerteiganstellgut in ein Einmachglas ab.
(Das Glas sollte am besten etwa das dreifache Volumen des gesamten Sauerteigansatzes haben und eine schlanke, hohe Form haben.)
Ein gutes Verhältnis für das Auffrischen ist 1:1:1, das bedeutet gleiche Mengen Anstellgut, Wasser und Mehl. So wird dein Sauerteig sehr mild und hat eine gute Triebkraft im Brotteig. - Wasser hinzufügen:
Gieße die benötigte Menge lauwarmes Wasser in das Einmachglas mit dem abgewogenen Sauerteiganstellgut hinzu. Mische beides gut miteinander, bis der Sauerteig im Wasser aufgelöst ist.
- Mehl einrühren:
Füge nun das Mehl hinzu und mische es gut unter, bis keine trockenen Stellen mehr vorhanden sind und eine homogene Masse entsteht.
- Abdecken und warten:
Verschließe das Glas und lasse den Sauerteig an einem warmen Ort oder bei Raumtemperatur für 2–12 Stunden ruhen.
Wichtig: Die genaue Reifezeit hängt von dem Mischverhältnis, der Temperatur und der Aktivität Ihres Sauerteigs ab. - Überprüfung:
Dein Sauerteig sollte jetzt sein Volumen verdoppelt bis verdreifacht und Bläschen gebildet haben. Zudem sollte die Oberfläche noch leicht gewölbt sein und nicht eingefallen (dann ist er überreif).
Dann ist er bereit, zum Backen oder für den nächsten Auffrischungsschritt. - Aufbewahrung:
Wenn Sie nicht sofort mit dem Sauerteig backen möchten, können Sie ihn in den Kühlschrank stellen. Achten Sie darauf, den Sauerteig regelmäßig, mindestens einmal pro Woche, aufzufrischen, wenn Sie ihn kühl lagern.
Häufig gestellte Fragen zu Sauerteig auffrischen
Dies ist das Füttern des Sauerteigs mit frischem Mehl und Wasser, um die Mikroorganismen in der Kultur zu nähren und ihre Aktivität aufrechtzuerhalten. Dies ist ein wichtiger Schritt in der Pflege des Sauerteigs und notwendig für ein erfolgreiches Backen.
Die Häufigkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Temperatur und den spezifischen Bedingungen des Sauerteigs.
Wenn der Sauerteig im Kühlschrank gelagert wird, sollte er mindestens einmal pro Woche aufgefrischt werden. Bei Raumtemperatur ist eine tägliche Fütterung empfehlenswert.
Dadurch erhält der Sauerteig frische Nahrung, was die Aktivität der Mikroorganismen anregt. Dies fördert die Triebkraft des Sauerteigs und hilft bei der Entwicklung von Geschmack und Textur des Brotes. Außerdem ermöglicht es eine Kontrolle über die Eigenschaften des Sauerteigs, wie Aroma und Säuregehalt.
Ja, Sie können verschiedene Mehlsorten verwenden. Jede Mehlsorte bringt eigene Aromen und Eigenschaften in den Sauerteig ein. Allerdings, um eine stabile Kultur zu gewährleisten, ist es ratsam, nicht zu häufig zwischen den Mehlsorten zu wechseln. Für die besten Ergebnisse und eine konsistente Fermentation, sollten Sie vorzugsweise bei einer Mehlsorte bleiben. Das ständige Wechseln der Mehlsorte kann die Kultur des Sauerteigs beeinflussen und zu unerwünschten Veränderungen führen.
Ein hungriger Sauerteig zeigt flüssige Ansammlungen an der Oberfläche (siehe auch „Fusel“), hat wenige oder keine Blasen mehr und riecht sehr säuerlich. Meist ist das Anstellgut dann auch im Glas eingefallen.
Es kann verschiedene Gründe geben, wie z. B. zu niedrige Temperaturen, zu altes (inaktives) Anstellgut oder Kontamination (Spülmittelreste etc.). Stelle sicher, dass dein Sauerteig bei der richtigen Temperatur fermentiert und regelmäßig aufgefrischt wird.
Ja, du kannst beim Füttern prinzipiell je nach Bedarf und gewünschtem Ergebnis variieren. Beachte jedoch, dass ein häufiger Wechsel die Kultur beeinflussen kann. Es ist ratsam, einige Fütterungen lang bei einem Verhältnis zu bleiben, um die Kultur zu stabilisieren.
Ein Sauerteig, der mit einer hohen Anstellgutmenge im Verhältnis zu Mehl und Wasser gefüttert wird (z. B. 1:1:1) und bei warmen Temperaturen in relativ kurzer Zeit reift, neigt dazu, deutlich milder zu schmecken.
Wird ein Sauerteig hingegen mit einer geringen Anstellgutmenge im Verhältnis zu Mehl und Wasser aufgefrischt (z. B. 1:10:10) und reift dann beispielsweise bei Raumtemperatur, neigt dieser dazu einen kräftig aromatisches bis säuerliches Aroma zu haben.