Sauerteig geht nicht auf – Häufige Ursachen & schnelle Hilfe

Inhalt

Dein Sauerteig will gerade nicht so recht aufgehen? Kein Problem. Hier zeige ich dir Schritt für Schritt, woran es liegt, wie du ihn heute noch retten kannst und was beim nächsten Mal hilft.

Die 7 häufigsten Gründe, warum Sauerteig nicht aufgeht

1) Starter nicht aktiv genug
Zu selten/zu kalt gefüttert, Peak verpasst.
Anzeichen: kaum Bläschen, flacher Geruch, keine Verdopplung in 4–8 Stunden.

2) Zu niedrige Teig- oder Raumtemperatur
Unter 22 °C wird’s zäh. Sweet Spot für deinen Starter ist 26–28 °C und für Teig 24–26 °C (bitte nicht unter 22 °C).

3) Überreifer oder unterreifer Starter
Überreif: säuerlich, eingefallen → triebschwach
Unterreif: frisch gefüttert, noch nicht sichtbar verdoppelt und am Peak.

4) Zu viel Salz/Fett/Zucker oder zu früh
Viel Salz, Zucker oder Fett bremsen die Hefen im Sauerteig. Der Teig braucht länger zum Fermentieren.

5) Mehl & Hydration passen nicht
Sehr schwaches Mehl (zu geringer Proteingehalt) oder zu trocken oder zu weich geführt. ➞ Hier findest du hilfreiche Tipps zu Hydration (mit Rechner) und hier alles über Mehlsorten.

6) Zeit falsch eingeschätzt (Unter-/Übergare)
Nur auf die Uhrzeit geschaut. Lieber die Reifezeichen lesen!

7) Wasserqualität / Zusatzstoffe
Chlorhaltiges Wasser stört den Sauerteig. Teste abgekochtes oder gefiltertes Wasser.

Erste Hilfe, wenn dein Sauerteig nicht aufgeht

  • Starter aktivieren: 1–2× warm füttern (26–28 °C), 1:2:2 oder 1:3:3 (Starter:Mehl:Wasser). Am Peak verwenden (Oberfläche noch leicht gewölbt, viele Bläschen, angenehm milchsaurer Geruch).
  • Teigtemperatur anheben: Am Ende des Knetens 22–26 °C anpeilen.
  • Falten statt mehr Mehl: Zu weicher Teig? Dehnen & Falten gibt ihm Struktur – nachträglich kein Mehl zugeben.
  • Planbar backen: Du hast Zeitdruck? Nutze die hybride Führung mit 0,1–0,2 % Frischhefe (bezogen auf Mehl) – das Aroma bleibt sauerteigtypisch.

Sauerteig geht nicht auf – trotzdem backen?

Brotteig schwach, aber formbar
Wenn dein Teig keine gute Teigstruktur hat, straff und mit Spannung formen, zügig in eine Kastenform geben und kürzer reifen lassen als geplant. Ziel: kompaktes Brot statt Flunder, Kruste und Geschmack werden trotzdem gut.

Übergare (Teigling fällt ein, Geruch alkoholisch oder sauer)
Sofort backen, ebenfalls in der Form (Kastenform, kleines Blech mit Rand) sinnvoll und nicht schwaden. Fürs nächste Mal: kühler führen oder Starter-% reduzieren und/oder früher kühlen (bei Kühlschrankgare).

Starter tut gar nichts
Backtag verschieben, dem Starter 2–3 warme Auffrischungen (26–28 °C) geben. Alternativ heute Hefeteig oder Hybriden Teig (Starter + Hefe) zubereiten, nächstes Mal mit fittem Sauerteig neu starten.

Roggenbrot mit dichter Krume aufgrund eines zu schwachen Sauerteigs.
Roggen(misch)brot bleibt dichtUrsache: Zu wenig Säure / zu schwacher Sauerteig, zu kurze Reifezeit.
Lösung: Starter-% erhöhen (z. B. 40 %) und kühler & länger führen, bei Vollgare sofort backen

Ursachen im Detail und wie du sie abstellst

1) Starter-Fitness: Hier beginnt die Musik

So riecht und sieht er aus, wenn er bereit ist: angenehm joghurtig/fruchtig, viele feine Bläschen, gut sichtbare Verdopplung je nach Fütterungsverhältnis in 4–8 Stunden. Hier findest du hilfreiche Tipps zu Sauerteig füttern.

So fütterst du ihn triebkräftig: 1–2× warm (26–28 °C) im Verhältnis 1:2:2; am Peak verwenden.

Typische Bremsen: zu lange im Kühlschrank, zu kalte Fütterung, altes Mehl, chlorhaltiges Wasser.

Sonja Bauer mit einer Schürze und beim Brot formen hinter einem Holztisch mit einer Backsteinmauer im Hintergrund.
  • „Weckruf“: 1:2:2 oder 1:3:3 (warm (26–28 °C)
  • Säure-Reset & dauerhafte Pflege: 1:5:5
  • Peak: Oberfläche leicht gewölbt, blubbert, mindestens verdoppelt, Geruch fruchtig-milchsauer.
  • Überreif? Oberfläche ist bereits eingefallen, kleinen Teil aus der Mitte entnehmen und 1–2× warm auffrischen (Rest in Auffrischrezepten verbacken).

2) Temperatur & Zeit: dein Turbo für Trieb und Aroma

  • Sauerteig mag 26–28 °C, Weizen- & Dinkel-Teige 24–26 °C, Roggenteige 28–30 °C für milde Schnellführung oder 20–22 °C für kräftigere Säure (langsamer).
  • Kalte Stückgare? Vorher mindestens 30–60 Min. bei Raumtemperatur anspringen lassen, bei reinen Sauerteigrezepten noch länger.
  • Reifezeichen statt Uhrzeit: Ist das Volumen ausreichend gewachsen, feine Bläschen sichtbar, ist der Fingertest (siehe unten) erfolgreich?

Fingertest – ja, aber nicht bei Roggen
Weizen/Dinkel: Delle kommt langsam teilweise zurück → backbereit.
Roggen: Fingertest unzuverlässig; auf Volumen und feine Risse (0,5–1 cm) achten, Roggen reift schneller.

Die Temperatur steuert Trieb & Aroma:

FührungTemperaturWas passiertGeschmacksnote
Kühlschrankgare4–6 °CSehr langsame Reifungmild bis kräftig (je nach Dauer)
Kühler Bereich< 22 °CMehr Essigsäure (heterofermentativ), langsamerdeutlich sauer bis „essigartig“
„Normale“ Teigführung24–27 °CHefen & Milchsäure dominiert (homofermentativ), Sweet Spotmild, joghurtig, nussig
Sehr warm/schnell28–32 °CSehr schnell, milchsäurebetont; Hefen maximal aktivmild – Timing kritisch
Zu warm> 30 °CSehr schnelle Gärung, Hefen maximal aktiv. Risiko Überreife (zu schnelle Gesamtansäuerung)zunächst mild, später muffig

Wenn der Teig „suppig“ wird – pH-Wert & Proteasen im Verdacht
Zu viel Säure aktiviert Proteasen → Glutenabbau → Teig kollabiert.
Gegensteuern: Teig kühler führen (nicht über 24–26 °C), Starter-Anteil senken bei langer Gare, 1–2× 1:5:5 warm (26–28 °C) auffrischen.

„Schmierige“ Krume? Amylasen im Verdacht
Glänzend-klebrig → oft zu viel Amylase (aus dem Mehl) baut Stärke ab.
Lösungen: anderes Mehl testen, kühler & etwas saurer führen (v. a. bei Roggenmehl), gut ausbacken.

3) Rezept-Feintuning

Starter-Anteil passend wählen, nutze hierzu auch gerne meinen Sauerteigrechner.

Anteil aktiver Starter*Typische NutzungWirkung
ca. 10 %heiße Tage, sehr lange kalte Garesehr mild, äußerst langsam
20–25 %Alltagsbroteausgewogen & planbar
30 %Vollkorn, kühlere Küchezügiger, kräftiger
40 %Roggenteige / hoher Roggenanteilnötig für Stabilität/Säure

*bezogen auf die Mehlmenge im Hauptteig. Starter (Mehl+Wasser) in der Rezeptbilanz mitrechnen.

Roggenbrötchen mit fehlerhaftem Krumenbild.
Roggenbrötchen: Dichte Krume mit großen Hohlräumen – Ursache: zu milder Sauerteig/zu wenig Säure (evtl. Amylasen), Untergare. Lösung: Starter 30–40 %, wärmer führen (28–30 °C), Gare nach Volumen/Rissen beurteilen und gut ausbacken.

Häufige Fragen zum Thema Sauerteig geht nicht auf

Warum geht mein Sauerteig nicht auf, obwohl ich ihn füttere?

Meist fehlen Wärme oder das Timing. Füttere 1–2× warm (26–28 °C) im 1:2:2 oder 1:3:3-Verhältnis und nutze den Starter am Peak (sichtbar gewölbt, viele feine Bläschen, joghurtig-fruchtiger Geruch).

Wie lange dauert es, bis Sauerteig aufgeht?

Bei 26–28 °C verdoppelt sich ein fitter Starter in 4–8 Stunden. Steht er kühler oder ist sehr sauer/älter, dauert es deutlich länger.

Kann ich backen, wenn der Sauerteig nicht aufgeht?

Ja. Nimm eine Kastenform als Stütze und backe direkt – gibt ein kompaktes, aber sauberes Brot. Alternativ heute Hybrid: 0,1–0,2 % Frischhefe bezogen auf die Mehlmenge (z. B. 0,5–1 g auf 500 g Mehl). Den Starter parallel warm auffrischen.

Mein Teig ist weich und läuft breit – was tun?

Struktur aufbauen statt Mehl nachkippen: während der Stockgare 2–4× Dehnen & Falten, später straff wirken. Ggf. in einer Form backen. Fürs nächste Mal Wasser um 1–2 % reduzieren.

Welche Temperatur ist ideal?

Starter 26–28 °C, Weizen/Dinkel-Teige 24–26 °C. Roggen darf etwas wärmer (ca. 28–30 °C). Kühlschrankgare: 4–6 °C.

Spielt Wasserhärte eine Rolle?

Ja. Sehr weiches Wasser kann das Glutengerüst schwächen. Teste 10–20 g stilles, calciumhaltiges Mineralwasser pro 500 g Mehl oder nutze gefiltertes/abgekochtes Wasser bei starkem Chlor.

Fingertest bei Roggen?

Bitte nicht – Roggen hat kein elastisches Glutengerüst. Reife stattdessen nach Volumenzunahme und feinen Rissen auf der bemehlten Oberfläche beurteilen, diese sollten 0,5–1 cm breit sein (Roggen reift zudem schneller).

Woran erkenne ich einen überreifen Starter – und was dann?

Er ist eingefallen und riecht stechend/acetonartig. 1–2 warme Auffrischungen (26–28 °C) im 1:3:3 oder 1:5:5 durchführen und erst wieder am Peak verwenden.

Macht Zucker, Fett oder viel Salz Probleme?

In hoher Menge ja. Bei angereicherten Teigen zuerst Autolyse (nur Mehl + Wasser 20–45 Min.), dann Salz/Starter, Fett & Zucker spät zugeben – so kann sich das Gluten in Ruhe aufbauen.

Meine Krume ist „schmierig“ und klebt an den Zähnen – was steckt dahinter?

Oft zu viel Amylase im Mehl oder zu warme Führung. Lösung: andere Mehlcharge testen, kühler und saurer führen (besonders bei Roggen) und ausreichend ausbacken.

Bei Klick auf den mit * gekennzeichneten Amazon-Link erhalte ich eine kleine Provision – für dich entstehen keine Mehrkosten.

Bild von Hi, ich bin Sonja
Hi, ich bin Sonja

Hier gibt’s gutes Brot, süße Ideen und Rezepte mit Gelinggarantie.
Backen soll Spaß machen und gelingen! Deshalb findest du bei mir erprobte Brote, Brötchen, Kuchen und Süßes mit klaren Anleitungen und vielen Tipps. Schön, dass du da bist!

Mehr über mich